Epilepsiechirurgie
Die Epilepsiechirurgie ist ein zentrales Feld unserer Arbeit für Patientinnen und Patienten, die mit Medikamenten nicht anfallsfrei werden.
Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre bildete Herr Prof. Hans Otto Lüders und Kollegen von der Cleveland Clinic Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Teams in der prächirurgischen Diagnostik und Epilepsiechirurgie aus. Seit 1990 haben wir gut 4.000 Kinder und Erwachsene prächirurgisch untersucht und mehr als 2.500 von ihnen epilepsiechirurgisch behandelt.
Durch die sorgfältige und individuelle Diagnostik vor jeder Operation ist die Epilepsiechirurgie ein sehr sicheres Verfahren. Wir kombinieren bildgebende strukturelle und funktionelle Diagnostik am eigenen 3-Tesla-Scanner (aktuelles Gerät 2021 eingebaut), Video-EEG-Diagnostik, Neuropsychologie und psychiatrische Daignostik, um für jeden Einzelfall eine Prognose stellen zu können. In Einzelfällen führen wir den Wada-Test oder eine Positronenemissionstomographie (PET) durch.
Patientinnen und Patienten, die durch eine Operation anfallsfrei werden, erleben dies häufig „wie ihren 2. Geburtstag“. Nach einjähriger Anfallsfreiheit können sie wieder Auto fahren, bei den meisten von ihnen können die Medikamente reduziert, bei einigen sogar ganz abgesetzt werden.
Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche sind eine wachsende Gruppe in der prächirurgischen Diagnostik. Inzwischen machen sie etwa 40 Prozent der Patientinnen und Patienten aus. Sie haben ihre besonderen Bedürfnisse. Zusammen mit den Eltern suchen wir nach individuellen Lösungen. Das OP-Ergebnis bei Kindern ist noch besser als bei Erwachsenen. Wenn man alle Fälle betrachtet, werden 57,8 Prozent der Kinder und 47,5 Prozent der Erwachsenen dauerhaft und vollständig anfallsfrei (Cloppenborg T et al., Epilepsia 2019;60:233-245). Entscheidend für den zu erwartenden Operationserfolg sind individuelle Faktoren, die wir in unseren Untersuchungen herausarbeiten und vor einer Operationsentscheidung ausführlich mit den Eltern besprechen.
Diagnostik mit eingepflanzten Elektroden
Jährlich werden 10 bis 20 Patientinnen und Patienten mit unter die Schädeldecke eingepflanzten Elektroden untersucht, wenn der Anfallsherd anders nicht zu finden ist, oder wenn wir die Lage wichtiger Hirnregionen vor einer Operation bestimmen müssen.
In ausgewählten Fällen führen wir auch Wach-Operationen durch, bei denen wir unverzichtbare Hirnfunktionen schmerzfrei im Operationssaal beim wachen Patienten darstellen.
Die Ergebnisse unserer Operationen haben wir wissenschaftlich untersucht. Die Chance, anfallsfrei zu werden, hängt demnach vor allem davon ab, welche Art von Veränderung im Gehirn die Epilepsie verursacht. Je früher im Krankheitsverlauf eine Operation erfolgt, desto wahrscheinlicher führt sie zur Anfallsfreiheit. Eine Anschlussheilbehandlung in unserer Rehabilitationsklinik verbessert das Outcome.